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Artikel aus Mobile Times 32

Stiftbasierte Organizer

In the Palm of your Hand

Zunehmende Mobilität bedeutet auch einen steigenden Bedarf an mobiler Computerleistung. Die Lösungen auf dem Markt sind schon sehr ansprechend. Farbdisplays sind bei vielen Geräten - trotz ihres höheren Stromverbrauches - bereits Standard und die ersten Muster für die Zukunft gibt es auch bereits.


Die Welt der stiftbasierten Organizer oder auch persönlicher digitaler Assistenten (PDAs) hat sich in den letzten Monaten sehr rasch verändert. Die CE-Welt hat auch hierzulande Gewinne und Verluste zu verzeichnen gehabt. Verschwunden sind die Ninos von Philips. Dafür hat sich das CE-Angebot von Compaq ebenso verbreitert wie das von Casio. Andererseits verkauft Everex nur mehr das alte Modell und auch bei Hewlett Packard gab es keine "Palm-Neuheit". Casio hält neben der CE-Entwicklung auch nach wie vor an der eigenen Linie fest, die weiter fortgeführt wird und mit neuen Modellen glänzt.

Von den Handhelds mit proprietären Betriebssystemen mußten wir auf die Handhelds von Olivetti und Texas Instruments verzichten, die Sonderform des REX PC-Card-Franklin bleibt uns aber erhalten.

Die Welt der Palms und die der EPOC-Rechner ist gewachsen. Von Palm selbst gibt es drei Rechner, darunter erstmals einen mit Farbdisplay. Dazu kommen die IBM Workpads, die ebenfalls auf das Palm OS setzen.

Der erste stiftbasierte EPOC-Rechner kommt von Ericsson und ist gleichzeitig ein GSM-Telephon. Er steht damit von Anfang an einiger Konkurrenz gegenüber. Einerseits dem mit dem Sharp-Betriebssystem operierenden Alcatel One Touch Com, das nach wie vor erhältlich ist. Da es aber von keinem Netzbetreiber gepusht wird, kommt es in der GSM-Handyübersicht schon lange nicht mehr vor.

Andereseits ist da aber auch das Motorola P1088, das vor allem damit glänzt, daß es einen Browser nicht nur für WAP-Seiten, sondern auch für HTML-Seiten besitzt. Das P1088 ist das erste Smartphone, das ausschließlich auf Java basiert. Die wesentlichen Software-Bestandteile und die Synchronisation stammen von der von Motorola übernommenen Starfish Software.

Insgesamt ist die Zahl der angebotenen Geräte gewachsen. Mit den beiden Franklins haben wir diesmal 19 Geräte in unserer Übersicht versammeln können, während es das letzte Mal erst 13 Handhelds waren.

Game over für Palm?

Während der CeBIT zeigte Symbian, die gemeinsame Firma von Nokia, Ericsson, Matsushita (Panasonic), Motorola und Psion unter der Bezeichnung "Quartz", wie man sich bei Symbian die Zukunft eines PDA vorstellt: ein PDA, der ein Mobiltelephon ist - oder umgekehrt.

Das Interface sieht sehr stark wie das des Palm aus. Das Muster-Design ist im Tablett-Stil mit zwei bis vier Knöpfen. Es besitzt keinen File-Manager und der farbige Schirm mit einer Auflösung von 320 × 240 Pixel ("Viertel-VGA") ist rein an Anwendungen orientiert.

Das Gerät soll genug Leistung haben, um Multimedia Playback (MPEG, MP3) oder Videokonferenz zu unterstützen. Als Mobiltelephon benötig man entweder den "Knopf im Ohr" oder - beinahe futuristisch - einen Bluetooth-Kopfhörer. Mit Bluetooth kann man das Gerät sogar in der Tasche stecken lassen, weil Anrufe auch sprachgesteuert angenommen werden können.

Die IDC-Analystin Jill House meinte zu diesem Design: "If I was Palm I would be beside myself with panic. In Europe, where there's a good wireless infrastructure, the competition is pretty much over." Der Preis, den Europäer für ihr Mobiltelephon bezahlen, kann nämlich von Palm nicht unterboten werden: 0 in jeder Währungseinheit. Europäer erhalten ja ihre Mobiltelephone mehr oder weniger geschenkt - Subvention für Neukunden-Akquisition heißt das. Und die Ericsson-Leute, die das erste funktionsfähige Modell zeigen konnten, meinten eben, daß dieses Gerät genau wie bisherige Mobiltelephone - also durch subventionierte Vertragsabschlüsse - unter das Volk kommen werde.

Diese "Wireless Internet Devices" (WIDs) werden unter der Annahme, daß es nur zehn Prozent der Kunden haben wollen, bereits 2003 weltweit eine Stückzahl von rund 100 Millionen erreichen. Zum Vergleich wies ein Symbian-Vertreter darauf hin, daß Palm derzeit zwei bis drei Millionen Geräte pro Jahr verkauft.

In den USA sollte es für Symbian aber härter werden, weil es ja keinen einheitlichen Netzstandard gibt, die Netze noch Flickwerk sind und das Roaming zwischen den die einzelnen Betreibern teuer ist. Meint jedenfalls Jill House und gibt damit Palm eine gute Chance im Heimatmarkt.

Der Börsegang von Palm könnte ein weiteres Erfolgsgeheimnis werden: Wer Aktien von Palm hat, wird kaum ein Konkurrenzprodukt kaufen. Und im CDMA-Bereich, der in den USA den größten Marktanteil von allen digitalen Standards hat, gibt es ja sehr wohl Palm-Handys.

Ein anderer Schag für Palm kommt aber von der Heimatfront. IBM kündigte am 15. Februar an, daß man gemeinsam mit Symbian Software entwickeln wird, die Symbian-WIDs und Communicators den Webzugang und den Zugang zu Firmennetzen erleichtern soll, wobei sich IBM speziell den Fragen der Sicherheit widmen will.

Deutsch-Japanische Herausforderung

Während die meisten Branchengrößen auf Symbian bzw. EPOC setzen, scheint Siemens im Verbund mit Casio einen anderen Weg gehen zu wollen. Auf der CeBIT zeigt man das Muster eines Gerätes, das möglicherweise "Andromeda" heißen wird (Bild links) und im Prinzip aus einem Cassiopeia-Rechner aus Japan und Mobilfunkinnereien aus Deutschland besteht. Im Ansatz wirkt "Andromeda" genau so, wie die Communicator-Plattform von Ericsson. Die wesentlichen Unterschiede, die zwischen Windows CE und EPOC bestehen, werden durch optische Ähnlichkeit natürlich nicht aufgehoben. Aber mit dieser Studie setzt Siemens offensichtlich auf Windows CE als Betriebssystem für seine Smatphones. Das war ja bisher nicht wirklich klar, denn bislang hatten sich die Münchner ja noch nicht entschieden.

Der Vater aller Handhelds

Ganz geschlafen hat Palm natürlich nicht. Ganz im Gegenteil: ein wahres Feuerwerk an Neuheiten prasselte auf die interessierten Besucher hernieder. Im nächsten Heft wird sich Marcus Ambrosch ausführlich mit den neuen Palm-Rechnern beschäftigen. Für diesmal - sozusagen als kleiner Vorgeschack - ein Bild des Palm IIIc mit seinem Color-Display. Ach ja - und Schützenhilfe von Kodak gibt es für den Palm ebenfalls: die neue PalmPix-Kamera finden Sie auf Seite 33.

Die Marktübersicht

Auf den nächsten beiden Seiten finden Sie die aktuelle Zusammenstellung aller striftbasierten Organizer, die hierzulande erhältlich sind. Die Tabelle enthält alle wesentlichen Funktionsmerkmale. Eine Übersicht über die Organizer mit Tastatur folgt im nächsten Heft.

Franz A. Köttl




MOBILE TIMES Home Letzte Überarbeitung: Montag, 10. Februar 2003
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