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Artikel aus Mobile Times 28

Himmlische Telephone

Iridium hat die Probleme mit der Finanzierung durch die Banken jetzt schon mehrmals irgendwie kurzfristig gelöst. Für eine längerfristige Lösung des Kreditproblems braucht Iridium mehr Teilnehmer. Doch die Konkurrenz schläft nicht und neue Konkurrenten scharren bereits in den Startlöchern.


Wer wirklich unter allen Umständen erreichbar sein muß, der kommt um ein Satellitentelephon nicht herum. Allerdings braucht er nicht gleich eine komplette Erdestation im Schrankkoffer mit sich führen, sondern kann entweder die Inmarsat-Telephone, die kleiner als ein Laptop sind oder die überdimensionierten Iridium-Handys verwenden.

Inmarsat

Mit Inmarsat - rund 140.000 Kunden - steht schon seit Jahren ein sehr stabiles Satellitentelephonnetz zur Verfügung, das recht preisgünstig sein kann: als Mini-M-Privatkunde zahlt man lediglich öS 70,- pro Monat als Grundgebühr. Das ist billiger als jeder GSM-Grundtarif - außer Pre-Paid natürlich. Auch der Businesstarif klingt sehr zivil: öS 500.- pro Monat muß man hinlegen, um weltweit erreichbar zu sein. Die Gesprächsgebühren sind eigenntlich auch nicht so schlimm, wenn man dieses System als Backup für sein GSM verwenden will. Als Privatkunde zahlt man bei einem Gespräch zu einem Fixanschluß öS 35,- pro Minute, als Geschäftskunde öS 30,-. Sogar Prepaid-Lösungen sind lieferbar: Einschaltkosten öS 1.200,-, Prepaid-Karte für 33 Minuten öS 1.350,-, für 66 Minuten öS 2.650,-. Ein zusätzlicher Vorteil für den Besitzer kann darin liegen, daß der Anrufer bezahlt - er weiß ja, daß er eine "ausländische" Nummer anruft. Der schwerste Brocken sind die Endgeräte, die in der Größenordnung von öS 45.000,- kosten.

Iridium

Bei Iridium sieht die Sache kaum anders aus: Minutentarif innerhalb Europas öS 35,- , sonst öS 50,-. Grundgebühr wird bis Jahresende 1999 keine verrechnet. Was den Anrufer betrifft, so sieht es bei Iridium systembedingt etwa anders aus. Wenn man eine Iridium-SIM verwendet, so entstehen dem Anrufer, der ins "Ausland" telephoniert höhere Kosten, dem Iridium-Besitzer geringere. Umgekehrt ist die Situation, wenn eine inländische SIM-Karte mit einem Satellitentelephon verwendet wird. Dann ruft der Anrufer ja im Inland an und alle weiteren Kosten fallen auf den Handybesitzer.

Unterschiede

Die Unterschiede zwischen beiden Systemen zeigen sich in Extremsituationen. Mit Inmarsat kann man im Zimmer telephonieren, wenn man aus dem Fenster freie Sicht auf einen der Satelliten hat. Mit Iridium ist das nicht möglich, dafür kann Iridum auch in den Polarregionen eingesetzt werden, wo Inmarsat praktisch keine Coverage mehr aufweist.

Interessant ist auch, wo man was bekommt. Inmarsat wird von der Telekom Austria vertreten, während der Iridium-Provider Mobilkom Austria heißt. Das betrifft aber nur die Iridium-SIM. Natürlich kann man auch als max. oder one-Kunde seine SIM in ein Iridium-taugliches Handy einlegen. Solche gibt es derzeit nur von Motorola und Kyocera, während das Inmarsat-Angebot deutlich größer ist: Mitsubishi, Mobiq, Nera, Thrane&Thrane um nur einige zu nennen und sogar ein österreichischer Erzeuger (Scotty) ist auf dem Markt. Alleine fünf verschiedene Typen von Autotelephonen gab es zuletzt zu kaufen.

Bei der Gesprächsqualität muß man auf jeden Fall Abstriche machen. Während bei Inmarsat die Gesprächsqualität an sich ausgezeichnet ist, muß man daran denken, daß durch die lange Laufzeit des Signals - Inmarsat arbeitet mit geostationätren Satelliten - Verzögerungen deutlich merkbar sind. Diese Laufzeiteffekte gibt es bei Iridium nicht, dafür ist die Gesprächsqualität nicht gerade berauschend. Das kann sich aber in Zukunft mit der Entwicklung der Software noch verbessern.

Ein anderes Problem sind Länder, die die Verwendung von Satellitentelephonen entweder beschränken oder verbieten. Dieser Bereich ist leider so komplex, daß man sich mit dem jeweiligen Anbieter - also Mobilkom oder Telekom - in Verbindung setzen sollte, um etwaige Beschränkungen im jeweiligen Zielland zu erfahren. Manche Verfahren dauern etwas, daher sollte man sich einige Wochen vorher erkundigen, ob man sein Sat-Phone mitnehmen darf und welche Bedingungen allenfalls damit verbunden sind.

Datenübertragung ist bei Iridium derzeit nicht praktikabel, während Inmarsat mit dem M-4-Service für die Anwender, die das brauchen, demnächst sogar ISDN-Qualität mit 64 kbps anbieten kann.

fak




MOBILE TIMES Home Letzte Überarbeitung: Montag, 10. Februar 2003
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