MOBILE TIMES Archiv Startseite : Archiv : Heft 22 : Artikel

Artikel aus Mobile Times 22

PCMCIA + PC-Karten

Ein unüberschaubares Angebot

PC-Karten sind die ideale Erweiterung für mobile Computer, mit denen man für alle Anforderungen unterwegs gerüstet sein kann. Doch welche Anwendungen sind da eigentlich schon auf dem Markt?

Besitzer eines Towers haben es in mancher Hinsicht etwas leichter: Sie haben eine große Anzahl von Steckplätzen für IDE-Karten für die unterschiedlichsten Anwendungen zur Verfügung. Für den mobilen Anwender sieht die Sache anders aus. Das Notebook ist maximal komprimiert, das heißt, es gibt im Inneren keinen Platz mehr, außer dem, der für die Lüftung unbedingt notwendig ist. Erweiterungen müssen auf eine andere Art realisiert werden.

Von der Speicherkarte zum Wunderwuzzi

Ende der achtziger Jahre kam man auf die Idee, zusätzliche Komponenten in Form einer kreditkartengroßen Steckkarte zu realisieren, damit man viele verschiedene Komponenten mitführen und bei Bedarf auswechseln kann. Da man sich im Computerbereich offenbar leichter zur Vereinbarung von Normen zusammenfindet als in der Telekom-Branche, wurde auch rasch ein Forum gegründet, das die Schnittstelle solcher Steckkarten normte. Dieses Forum trägt den schönen Namen "Personal Computer Memory Card International Association" also internationale Vereinigung für Speicherkarten für Personalcomputer. Daraus ersieht man, was diese ersten Anwendungen waren: Speichererweiterungen.

Dank dieser Normung sind alle PC-Karten 86,5 mm lang und 54 mm breit. Lediglich in der Dicke unterscheiden sie sich: Type I ist 3,3 mm dick, Typ II 5 mm und Typ III 10,5 mm. Natürlich gab es auch Verbesserungen des Standards, der am Anfang nur 16-Bit-Technologie mit einer maximalen Datenrate von 8,3 MBit/s unterstützte. 1993 wurde die 32-Bit-Technik eingeführt, die 132 MBit/s unterstützt. 1995 wurde der Name der Karten von PCMCIA-Card auf PC-Card geändert, da man Gespräche mit JEIDA über eine gemeinsame Norm begonnen hatte. Schließlich wurde 1996 die ZV-Port-Technologie integriert, mit der Multimediadaten direkt an Grafik- und Soundkarte weitergeleitet werden, und 1997 die DMA-Technik eingebettet, die Datenweiterleitung unter Umgehung des Prozessors erlaubt.

Kommunikation per Karte

Die häufigste Anwendung für PC-Karten sind Datenanschlüsse. Von Modems über GSM-Datenkarten bis zu Netzwerkkarten ist praktisch alles vorhanden, was man sich vorstellen kann. Ein Beispiel ist Pace NB 56 Voice von der englischen Firma PMC Consumer Electronics. Diese Karte ist nicht nur ein Fax- und Datenmodem mit 56 kbps unter dem Standard k56flex (erweiterbar auf V.90), die sich mit Komprimierung auf bis zu 230 kbps steigern lassen. Zusätzlich hat man mit der mitgelieferten Software SuperVoice und einer Soundkarte im Computer auch noch ein normales Telephon zur Verfügung. Die Karte unterscheidet bei eingehenden Anrufen automatisch zwischen normalen Anrufen, Fax- und Datenübertragungen und leitet die Gespräche an die jeweiligen Dienstprogramme weiter. Der Vorteil gegenüber anderen Telephonielösungen ist, daß alle Rechenschritte auf der Karte stattfinden, und so wenig Rechenzeit des Prozessors in Anspruch genommen wird.

Ein konventionelleres Produkt ist auf den ersten Blick die Megahertz 56k Global Modem PC-Card von 3Com, die ein Fax- und Datenmodem mit 56 kbps unter dem Standard x2 (erweiterbar auf ITU V.90) darstellt.

Das Besondere an der Karte merkt man erst im Ausland. Denn andere Länder haben nicht nur andere Telephonstecker, sondern auch andere Netzstandards. Und wenn man ein Modem an einem Netz verwendet, für das es nicht geprüft und eingestellt ist, kann es durchbrennen. Das Global Modem aber ist für die Netze von über 250 Ländern geprüft; und die mitgelieferte WorldPort-Software konfiguriert das Modem nach einem Klick auf die Landesflaggen automatisch. Bleibt nur noch das Problem des Steckers, denn 250 unterschiedliche Telephonstecker kann man ja nicht mitführen.

GSM statt Festnetz

Selbst wenn man den passenden Stecker hat, ist es nicht sicher, ob man auch eine Buchse findet. Hier muß man zu GSM greifen, wofür es von der belgischen Firma Option International eine ganze Serie von PC-Karten gibt. Und da Option Mitglied von Intel's Mobile Data Initiative ist, funktionieren diese Karten mit Windows '95 auch einfacher als andere.

Diese Produktlinie, die unter dem Namen GSM-Ready firmiert, besteht aus einer einfachen Datenkarte, die das Handy mit dem Notebook verbindet und eine Übertragungsrate von 9,6 kbps (oder 38.4 kbps komprimiert) liefert, sowie zwei Kombikarten, die zusätzlich ein 33,6 kbps oder ein 56 kbps Modem (K56flex, aufrüstbar auf V.90) enthält, damit man - falls doch eine Telephonbuchse zur Verfügung steht - die oft noch günstigeren Festnetztarife nutzen kann. Außerdem liefert Option auch eine PC-Karte mit eingebautem GSM-900-Telephon unter dem Namen FirstFone aus. Einfach SIM in die Karte stecken, Karte in das Notebook, und schon kann es losgehen. Und wenn man kein Notebook, sondern einen PalmPilot hat, kann man SnapOn verwenden, das unten am PalmPilot angesteckt diesen mit einem Handy verbindet.

Ach ja, Adapterstecker für Telephon und Strom für fast alle Länder dieser Welt liefert Option auch ...

Der Zweitcomputer

Ein zweiter Computer auf einer PC-Karte? Die amerikanische Firma Menagery macht es möglich. Ihr Produkt WebHawk-RA ist ein kompletter Net-PC mit einer National486 CPU, 1,44 MB-Speicher sowie 128 kbps ISDN und 28.8 kbps Modem. Dank hardwaremäßig integrierter Funktionen wie Firewall, Virenscanner und Paßwortroutine ist das System nicht nur sicherer, sondern es steht mehr Leistung für die eigentliche Kommunikation zur Verfügung.

Mehr Leistung bietet auch DiskDock von Greystone. Hier ist an der PC-Karte ein Flachbandkabel, mit den man eine 2,5-Zoll-IDE-Festplatte anschließen kann. Egal ob man ein Backup schneller als mit einem Bandlaufwerk durchführt oder einfach eine zusätzliche Festplatte braucht: anstecken, und los geht's. Und damit man diese Leistungen auch bei einem Desktop nutzen kann, gibt es von Greystone auch das CardDock, das in einem 5¼"-Schacht montiert wird und 2 oder 4 Typ-II-Slots bereitstellt.

Zu guter Letzt wollen wir noch die Vielzahl an Adaptern der Firmen Greystone und Elmeco erwähnen, mit denen man aus einem Typ-I/II-Slot einen Typ-III-Slot machen kann, oder auch Compact Flash Cards, wie sie von vielen Organizern verwendet werden, in PCMCIA-Slots verwenden kann.

Michael Köttl


Verwendete Abkürzungen

DMADirect Memory Access
JEIDAJapanese Electronic Industry Developement Association
PCMCIAPersonal Computer Memory Card International Association
PC-CardEinsteckkarte nach dem PCMCIA/JEIDA-Standard
ZV-PortZoomed Video Port



MOBILE TIMES Home Letzte Überarbeitung: Montag, 10. Februar 2003
Text © 1998 by Mobile Times; HTML © 2001-2003 by Mobile Times
Valid HTML 4.01!