Startseite : Archiv : Heft 18 : Artikel
Artikel aus Mobile Times 18
Schon um etwa öS 2.000,- gibt es jetzt DECT-Systeme. Die Mobilteile sind noch um etliches günstiger. Der große Wechsel zu DECT muß also bald starten, denn mit dem boomenden Handy-Markt haben wir uns an Telephonier-Luxus gewöhnt, den wir uns vor kurzem noch nicht einmal wünschen konnten.
Warum der größte Teil der Handy-User daheim oder im Büro noch immer nicht die gleichen Vorteile nutzt, wie unterwegs mit dem GSM, wird wohl ein Mysterium bleiben, denn am Preis kann es nicht liegen.
Auch das Design der Geräte kann es wohl nicht sein, denn die Aus-wahl wird von Monat zu Monat größer und umfangreicher. Die momentane Situation haben wir im Kasten rechts unten dargestellt - allerdings wird DeTeWe beim Erscheinen dieses Heftes die Österreich-Niederlassung schon wieder geschlossen haben.
DECT ist ein digitaler Standard für Schnurlostelephone, der im gleichen Frequenzbereich wie GSM 1800 arbeitet und auch ähnliche Techniken wie GSM verwendet.
Im Prinzip braucht jedes DECT-System mindestens eine Basisstation, die bei kleineren Anlagen genau so wie bei bisherigen analogen Schnurlostelephonen im "Hauptapparat" untergebracht ist.
Größere Anlagen arbeiten dann auch mit mehreren Basisstationen, die dann allerdings etwas anders aussehen als ein gewöhnlicher Telephonapparat.
Aus diesen kleinen Unterschieden ergeben sich dann auch schon wieder neue Fachausdrücke. Die Fähigkeit einer Basistation, mehrere Handys zu betreuen, wird als meist Multilink bezeichnet, wiewohl einige Hersteller als Multilink auch die Verbindung zwischen den Handys an einer DECT-Basisstation bezeichnen.
Sind mehrere Basisstationen vorhanden, in die sich das Handy einloggen kann, dann nennt man diese Fähigkeit "Multibase". Neben dem schon klassischen BusinessPhone von Ericsson, das eigentlich schon ein eigenes Mobiltelephonnetz darstellen kann, verfügen auch Modelle anderer Hersteller über die Möglichkeit mehrere Basisstationen mit mehreren Handys gemeinsam zu verwalten.
Eines muß einem klar sein: DECT liefert digitale Qualität. das heißt, es funktioniert oder es funktioniert nicht. Da man aber ein DECT-System ja stationär planen kann, ist es nur eine Frage, wo man seine Zentrale aufstellt, damit man überall mit der gewünschten Qualität telephonieren kann.
Telephonieren ist übrigens nicht das Einzige, was man mit DECT kann. Auch Datenübertragung im Haus ist möglich und weil interne Verbindungszeiten keine Gebühren kosten, braucht man auch nicht unbedingt Datenübertragungsraten im Megabyte-Bereich.
Aber auch für den "ganz gewöhnlichen Haushalt" bietet DECT einiges. So haben etwa das Bosch DECT-Tam 657, das Philips Xalio 6600 Vox und das Siemens Gigaset 1030A integrierte digitale Anrufbeantworter.
Hat man eine Kombination von ISDN und DECT, dann kann man sich bei vielen Geräten auch die Nummer des Anrufers anzeigen lassen und wenn diese im elektronischen Telephonbuch gespeichert sind, kann man auch den Namen des Anrufers lesen.
Die GAP abgekürzte Norm soll sicher stellen, daß auch DECT-Handys verschiedener Hersteller im gleichen Netz arbeiten können, denn genau wie in einem Mobilfunksystem muß man auch bei DECT die Handys anmelden, damit der Netzbetreiber (der wir hier allerdings selbst sind) von seinem neuen Kunden auch weiß. Das erfolgt über einen Code, den man selbst festlegen kann und mit dem man den einzelnen Handys auch ihre Nummer zuteilt.
So kann man z. B. im Jugendzimmer ein poppiges Swatch-DECT, im Heimbüro ein seriöses Siemens Gigaset und im Weinkeller vielleicht ein ans Auto erinnerndes Bosch einsetzen. In der Hosentasche hat man allenfalls ein Samsung (die Version mit der Klappe) und im neuen Gartenhaus steht ein Twinny Magic von DeTeWe. Daß jeder Mobilteil mit jedem reden kann, ist ja auch so ein kleiner Vorteil von DECT gegenüber den bisher hierzulande vertriebenen Analog-Modellen. Eigentlich ist es kein Wunder, daß viele Kleinfirmen daran denken, statt einer Nebenstellenanlage ein DECT-System einzusetzen.
Leider gibt es derzeit nur von einem Hersteller ein Versuchsmuster eines Handys, das sowohl für GSM als auch für DECT geeignet ist.
In Zeiten allerdings, wo es Hybrid-Handys für viele verschiedene Mobilfunksysteme gibt, wird hoffentlich auch das Angebot an GSM/DECT-Handys bald größer werden. Man hätte dann ein Gerät, in dem man seine Kontakte speichert und das sich in das nächstbeste Mobilfunksystem automatisch einbucht.
Ist man daheim bzw. im Büro, so wird dieses Mobilfunksystem in der Regel das hauseigene DECT sein. Außerhalb des Versorgungsbereiches (rund 300 Meter im Freien und etwa 50 Meter in Gebäuden) wechselt man automatisch in das GSM-Netz und bleibt so immer in Kontakt. Damit man keine Anrufe verliert, kann man entweder mit Rufumleitungen oder mit den digitalen Anrufbeantwortern, die es sowohl für DECT als auch für GSM (max.box. Mobilbox, etc.) gibt, arbeiten.
Auf einen anderen Standard warten zahlt sich fast nicht mehr aus, denn schon seit 1993 ist DECT ein "mandatory" (wörtlich "befohlener") Standard der Europäischen Union, wobei ein Auslaufen der alten analogen Standards aber toleriert wird.
Mit dem Aufkommen der alternativen Netzbetreiber könnte DECT noch einen weiteren Wachstumsschub erleben, denn die "Alternativen" stehen alle vor dem Problem, daß sie zwar meist ein hochmodernes Backbone-System besitzen, Anschlüsse zu ihren potentiellen Kunden aber nicht. Die hat vorläufig nur die Post und die möchte sich dieses Leitungsstück natürlich möglichst gut bezahlen lassen.
Kommt noch ein psychologisches Problem dazu: was wird im Störungsfall zuerst repariert: der Anschluß des eigenen oder der des fremden Kunden?
Diese Situation hat z. B. in Helsinki die Konkurrenten der Telekom dazu bewogen, in einem Großversuch DECT-Systeme dazu einzusetzen, ihre Kunden über Funk anzuschließen, was einer gewissen Pikanterie deshalb nicht entbehrt, weil der nationale finnische Hersteller Nokia GSM 1800 System für solche Zwecke favorisiert, während Erzrivale Ericsson genau auf jene DECT-Technik setzt, die in Helsinki zum Einsatz kommt.
Das Angebot an kleinen DECT-Systemen ist zwar noch überschaubar, andererseits ist es groß genug, um eine ordentliche Auswahl darzustellen. Von kleinen Systemen für vier Teilnehmer bis zu riesengroßen für mehrere 1000 Anschlüsse wird alles angeboten, was man sich wünschen kann.
Franz A. Köttl
Firma | Bezeichnung | Gewicht | Mobilteile | GAP |
Alcatel | 2690 | 190 g | max. 4 | k.A. |
Bosch | DECT-Com 557 | 210 g | max. 6 | ja |
Bosch | DECT-Tam 657 | 210 g | max. 6 | ja |
DeTeWe | Twinny Magic | 158 g | max. 5 | ja |
DeTeWe | Twinny Nova/ISDN | 158 g | max. 5 | ja |
Ericsson | Business Phone | 130 g | Großsystem, siehe Textteil | |
Philips | Xalio 6200 | 170 g | max. 6 | k.A. |
Philips | Xalio 6600 Vox | 170 g | max. 6 | k.A. |
Portaphone | Clou-DECT | 180 g | max. 4 | k.A. |
Siemens | Gigaset 1010 A | 185 g | max. 6 | ja |
Siemens | Gigaset 1020 A | 185 g | max. 6 | ja |
Siemens | Gigaset 1030 A | 185 g | max. 6 | ja |
Samsung | SP-R5050 | 150 g | max. 6 | ja |
Samsung | SP-R5060 | 150 g | max. 6 | ja |
Swatch | je nach Farbe | 220 g | max. 6 | ja |
![]() Text © 1998 by Mobile Times; HTML © 2001-2003 by Mobile Times |
![]() |