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Artikel aus Mobile Times 16

Feuerfester Netzanbieter

Connect!

Das österreichische Verwirrspiel um den dritten GSM-Netzanbieter hat endlich ein Ende gefunden und - welche Überraschung! - der erste und eigentliche einzige Bewerber hat gewonnen.

Daß das Ganze vom zuständigen Minister auch noch als Erfolg verkauft worden ist, haben Sie sicher schon den Tageszeitungen entnommen. Dort haben Sie wahrscheinlich auch schon einiges über mögliche Pläne des neuen Mitbewerbers nachlesen können, aber MOBILE TIMES sagt Ihnen, daß es noch keinen genauen Starttermin gibt, und daß selbstverständlich auch noch keine Preislisten für Handy-User vorliegen.


Was lange währt, wird endlich gut, sagt ein bekanntes Sprichwort. Daß dem nicht immer so ist, konnte man bei der Lizenzvergabe für das dritte GSM-Netz, das im Bereich 1800 MHz operieren wird - über GSM in diesem Frequenzbereich lesen Sie mehr ab Seite 36 - und das theoretisch die anderen Betreiber das Fürchten lehren soll, in Praxis aber vorläufig primär dazu dient, die ausufernden Staatsfinanzen nicht völlig außer Kontrolle geraten zu lassen.

Die Betreiber

Die ConnectAustria, Gesellschaft für Telekommunikation, hat sich schon seit 18 Monaten auf den nun erfolgten Zuschlag vorbereitet. Die Eigentümerstruktur (aktueller Stand in der Graphik unten) war auch schon ohne Orange von Fachkompetenz geprägt, wobei der Kern der Gruppe, die österreichische Radex Heraklith Industrie (RHI), der Weltmarktführer in Feuerfestprodukten ist. So entstand auch die Kopperation mit der VIAG, von der RHI im Jahre 1994 die Mehrheit am Feuerfest-Produzenten Didier übernommen hat. Die VIAG, ein deutsches Industriekonglomerat, ist bereits in mehreren Bereichen in der Telekomindustrie tätig, während RHI für die Bewerbung eine eigene Tochter RHI Telekom gründete.

Über Tele Danmark und und Telenor braucht man wohl wenig Worte verlieren. Beide nationalen Telecom-Betreiber sind seit Jahren erfolgreich außerhalb des eigenen Landes tätig. Für die private britische Orange gilt sinngemäß das gleiche, wobei die Aktion von Orange, um in das Gewinner-Konsortium zu kommen, ein Musterbeispiel war, wie man so etwas macht:

Der österreichische Staat will viel Geld für die Lizenz und plant daher eine Versteigerung, für die man natürlich mehr als einen Interessenten braucht, der sich aber praktisch bis zum Ende der Bewerbungsfrist nicht findet. Im allerletzten Moment taucht dann - unterstützt von der praktisch staatlichen Creditanstalt - ein neuer Bewerber auf, womit dem Minister Gelegenheit geboten wird, die Bedingungen einfach neu festzulegen und die Bewerbungsfrist in der Hoffung auf eine Versteigerung zu verlängern.

Inzwischen hat sich Orange offensichtlich mit den Connect-Eignern geeinigt und zieht im letzten Moment die Bewerbung zurück. Das Ministerium mach gute Miene zum bösen Spiel und einigt sich mit Connect auf genau den Betrag, den man schon immer im Bundesbudget als Mindesterlös eingeplant hatte.

Die Zukunft

Da Connect Austria vor unserem Redaktionsschluß aus verständlichen Gründen noch keine Details bekannt geben wollte, sind wir über die Planung auf Vermutungen angewiesen: Das neue Netz wird wohl - ähnlich dem von E-Plus in Deutschland - vorerst in den großen Städten, also Wien, Graz, Linz, Salzburg usw., aufgebaut werden und primär eine City-Netz-Funktion haben.

Im Gegensatz zu den ersten 1800er-Netzen wird man aber wohl sehr rasch Roamingabkommen schließen und damit für Geschäftskunden, zumindest für Reisen nach Deutschland und Großbritannien, eine interessante Alternative bieten können.

Franz A. Köttl




MOBILE TIMES Home Letzte Überarbeitung: Montag, 10. Februar 2003
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