Mobile Times Artikel aus Mobile Times 4
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GSM in der Praxis

Frankreich

Frankreich spielt in der Telekom-Werbung wahrscheinlich eine entscheidende Rolle: kein Land in Europa ist so fortschrittsgläubig wie Gallien. Das sieht man nicht nur bei der Einführung neuer Techniken in der Nachrichtenübermittlung, sondern auchbei den Neubauten des Pariser Viertel La Defense mit seinem Grand Arc oder der Opera de Bastille.


Als wir Ende Juni unsere Reise nach Frankreich durchführten - Anlaß war die internationale Luft- und Raumfahrtmesse in Le Bourget - haben wir natürlich die Chance, den Zustand des GSM-Netzes in Frankreich zu studieren, genützt. Wermutstropfen dabei: weil damals noch kein Roamingabkommen mit der France Telecom bestand, mußten wir uns mit der SFR begnügen. Die Socièté Française du Radiotèléphone ist der "zweite" Netzbetreiber neben der staatlichen France Telecom. Über eine komplizierte Rechtskonstruktion hat die französische Telecom aber auch auf die SFR Zugriff. Das erklärt wahrscheinlich, warum die SFR ihr Netz schneller ausbaute als die offizielle staatliche Konkurrenz.
    Der Großraum Paris wird durch SFR sehr gut abgedeckt, ein weiterer Schwerpunkt ist die Umgebung von Nantes und natürlich ist die Mittelmeerküste recht gut erschlossen. Der Kernraum des Zentralmassivs war noch nicht abgedeckt und auch die Bretagne zeigte sich auf den Ausbreitungskarten als jungfräulicher weißer Fleck. Der Ausbauplan der SFR sah vor, spätestens bis zum Sommer alle Autobahnstrecken in Festlandsfrankreich mit GSM zu versorgen. Einzige Ausnahme: die Autobahn zwischen Clermont-Ferrand und Montpellier. Auch ein kleines Stück nördlich von Limoges ist selbst nach der optimistischen Prognose des Netzbetreibers nicht so bald durch GSM-Basestations abgedeckt. Wie weit der Ausbau tatsächlich gediehen ist, werden wir bei der nächsten Reise sehen.

GSM-Shops

Interessant ist die Kette von Shops, die SFR in allen größeren französischen Städten betreibt. In den bis wenigstens 10.00 Uhr vormittag geschlossenen Läden, kann man alles bewundern, was GSM angenehm und kaufenswert macht. Natürlich kann man sich auch beraten lassen, welches Gerät für die eigenen Bedürfnisse optimal ist und selbstverständlich kann man es gleich kaufen und anmelden.
    Überhaupt betreibt SFR ein ziemlich aggressives Marketing für das eigene Netz, denn in wenigen Monaten wird es in Frankreich auch einen Betreiber für DCS 1800 geben, womit die Konkurrenz sicher noch schärfer wird: Roaming-Abkommen des neuen Betreibers sind ja mit Großbritannien und Deutschland auch technisch möglich.
    Die andere Art der Konkurrenz kommt in Frankreich vom guten alten Schnurlostelefon. Anders als in anderen Ländern war das CT 2-System auch außer Haus erfolgreich. Heute kann ein Franzose mit seinem Schnurlostelefon bis weit hinein in die Niederlande telefonieren und braucht noch gar kein Mobiltelefon.
    In manchen Gegenden wie z.B. in der Languedoc gibt es ganze "Mobiltelefonnetze", die auf dem alten Schnurlosstandard, der offensichtlich gar nicht so alt aussieht wie er ist, beruhen und die Hersteller der Systeme werben noch immer für die Errichtung lokaler Netze auf CT 2-Basis.

Roamer-Probleme

Während der Messe versuchten naturgemäß einige Journalisten mit ihrer Redaktion Kontakt aufzunehmen. Es gelang nicht. Das Kernproblem war, daß sie mit nicht mehr ganz taufrischen Geräten unterwegs waren, die immer wieder die Aufforderung "Netz wählen" von sich gaben, ohne daß die armen Teufel wußten, was sie jetzt zu tun hätten. Die Handbücher hätten es möglicherweise gesagt, aber die waren natürlich im Hotelzimmer.
    Des Rätsels Lösung wären natürlich modernere Handys mit integrierter Benutzerführung gewesen, wie sie z.B. die von uns bereits getesteten Geräte von Ericsson, Nokia und Siemens haben. Die bieten nämlich ganz einfach an, welche Netze man wählen kann. Man braucht dann nur mehr zu wissen, ob man darf oder nicht.
    Der Tip zum Abschluß lautet also: bei Auslandsreisen immer ein Handy verwenden, dessen Bedienungsanleitung man auswendig kann oder eines, dessen integrierte Benutzerführung mehr oder weniger "idiotensicher" ist. Wir empfehlen jedenfalls die integrierte Benutzerführung.

Franz A. Köttl




MOBILE TIMES Home Letzte Überarbeitung: Montag, 18. Juni 2007
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